Ich möchte euch erzählen wie ich bei dieser Landwirtschaftssache gelandet bin.
Du weißt nicht, was du tun willst, aber du hättest die Energie, einen Zug anzuhalten. Ich lebte in Spanien und machte Schmuck und einige andere Dinge, ein wenig von allem. Ich könnte drei Artikel darüber schreiben, aber es ist nicht das was ich dir sagen will. Tatsache ist, dass ich 1999 ein sehr junger und sehr verlorener Mensch war, der mit einem Rucksack und zwei Hündinnen durchs Leben ging. Aber ich war auch sehr kritisch gegenüber dem Konsum, das heißt: Ich habe einfach nichts gekauft. Normalerweise war das kein Problem. Nur beim Essen war es manchmal ein Problem, denn…..
Man hat nun einmal Hunger. Wenn ich eine Gurke kaufen wollte, dachte ich: Woher kommt sie? Wer hat sie produziert? Hat diese Person einen guten Lebensunterhalt verdient? Arbeitet sie/er unter würdigen Bedingungen? Welche ökologischen Auswirkungen hat der Transport dieser Gurke durch die Produktion und Verpackung auf die Umwelt? und und und….Zu verrückt. Unmöglich zu antworten. Du verhungerst!
Als ich etwas weniger jung und mit etwas mehr Kopf war, lebte ich (immerhin, trotz solcher Gedanken!) in Almeria zwischen tausenden konvenzionellen Folientunneln, das empfehle ich nicht. Aber dann habe ich mit einer Gruppe von Leuten eine Verbrauchergenossenschaft gegründet. Wir haben die Lebensmittel direkt von Bio-Produzent*innen in der Nähe gekauft, ohne Zwischenhändler*innen, möglichst ohne Plastik (in Andalusien wird Plastik missbraucht…). Kurz gesagt, billig, gut und fair! Mein Traum schien sich endlich ein bisschen zu erfüllen…. und ich hatte endlich etwas zu essen! 😉 Toll war auch: als Ergebnis dieses Austauschs entstand ein sehr interessantes soziales Gefüge und sehr günstige Bedingungen auf beiden Seiten.
Nach dieser Erfahrung wollte ich noch weiter gehen und zwar ein Praktikum in La Verde machen. Das ist eine landwirtschaftliche Genossenschafts-Öko-Versammlung in Sierra de Cádiz, deren Anfänge bis 1987 zurückreichen und die noch heute besteht. 1987 beschlossen 10 Familien vom „Sindicato Obrero del Campo“ (SOC), den Schritt zu wagen und eine eigene Genossenschaft zu gründen. Sie begannen 1978 mit der Besetzung des Ackers, um die prekäre Situation von rund 350.000 landlosen Tagelöhner*innen zu beanstanden, da das Land nach dem Krieg in den Händen derjenigen konzentriert war, die den Krieg gewonnen hatten.
Heute ist La Verde eine Genossenschaft, in der bereits die zweite Generation arbeitet. Es gibt 7 Gärtner*innen und 5 weitere Aktive. Sie vermehren ihr eigenes Saatgut mit etwa 600 lokalen Sorten. Das ganze Jahr verfügen sie über Gemuese und Obst und das alles auf 12 Hektar: 6 im Besitz und 6 in der Konzession. Sie verteilen Gemüsekisten und verkaufen auch an Bioläden und Verbrauchergruppen. La Verde unterhält keine Website, sondern nur Telefon und E-Mail, nimmt nocht immer auch Praktikannt*innen auf. Fallst Interesse besteht könnt ihr gerne mich fragen oder es einfach googlen.
Nach dieser Erfahrung absolvierte ich 2012 meine Ausbildung zur Gärtnerin in Sevilla. Dann geschahen eine Reihe von Dingen in meinen Leben, die ich so zusammenfassen würde: Plötzlich lebte ich in Leipzig, ohne Deutsch zu können, und kurz darauf wurde meine Tochter Maya geboren.
Einige Jahre später, etwa 2017, konnte ich bereits etwas Deutsch. Nachdem ich eine E-Mail beantwortet hatte, die über ein Solawi Projekt in Leipzig sprach das meine Aufmerksamkeit erregte, bin ich nun in Ackerilla involviert und damit tief verwickelt in etwas, das für mich, wie ihr sehen könnt, durchaus voll Sinn macht. Danke, dass du diese Geschichte gelesen hast, und bis bald, in einer neuen Geschichte 😉